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Ilha de Moçambique

Daniel Erk sehr passend für die ZEIT online:

Das Paradies liegt alles andere als nebenan: Nur wenige Reisende finden den Weg zur Ilha de Moçambique. Dabei gehört die Insel zu den schönsten Afrikas.

Der Mund ist trocken vom Staub. Der Rücken tut weh. Nach 36 Stunden will man die Kleider, die man trägt, nicht mehr waschen, sondern wegwerfen. Dann kommt die Ilha in Sicht wie ein Streifen Hoffnung am Horizont. Doch die Reise ist noch nicht zu Ende: Der Bus muss über eine Brücke aus Metall, auf der er gerade so Platz hat. Wenn der Fahrer jetzt einen Fehler macht, endet die Fahrt für alle Insassen im Indischen Ozean, der hier nur wenige Meter tief ist. Aber die Sorge ist unbegründet und je näher man der Küste kommt, desto grüner wird die Landschaft, desto saftiger der Grasboden und desto imposanter recken sich die Palmen in den strahlenden Himmel. Ilha! IIhla!

Die Legende besagt, dass erst die Ilha de Moçambique nach einem arabischen Statthalter benannt wurde und dann das Land Mosambik nach ihr. Die wenigen  Reisenden, die hier herkommen, sind entweder Entwicklungshelfer oder Portugiesen, die immer noch oder wieder im Land sind. Doch jeder, der die Insel kennt, wird es bestätigen: Auch wenn die Anreise mit dem langsamen, überfüllten Bus durch den Süden Mosambiks und der Fähre über den mächtigen Fluss Sambesi beschwerlich ist, macht die Ankunft jegliche Strapazen wett.

Die Kolonialbauten und Kirchen der Portugiesen, die dem Land sonst wenig Gutes gebracht haben, stehen auch 35 Jahre nach Abzug der Kolonialherren und ein gutes Jahrzehnt nach dem Ende eines blutigen Bürgerkrieges fast unverändert in den namenlosen Gassen. Am Festland laden weite, weiße Strände zum Baden ein. Es gibt bewachsene Dünen, Mangrovenwälder. Kaum fünfzehn Minuten mit dem Boot entfernt liegen die Ilha de Goa und die Ilha dos Sete Paus, zwei weitere, allerdings unbewohnte Inseln, an deren Riffen es sich schnorcheln lässt.

Auf der Ilha de Moçambique gibt drei kleine Pensionen und zwei Hotels. Am unteren Ende der Insel liegt zwischen den einfacheren Kolonialbauten das Dorf Makuti Town, schmucklose Lehmhütten mit Reetdächern, oft ergänzt mit Holz und Steinen aus den verfallenen Kolonialbauten. Manche Bewohner von Makuti Town haben ihre Hütten einfach in die Außenmauern der alten Häuser integriert. Die gesamte Insel ist Unesco-Weltkulturerbe. Aber von welchem Geld soll man die Gebäude retten? Das Land versucht massiv, den Tourismus anzukurbeln: Nach 1,3 Millionen internationalen Besuchern in 2007 strebt Mosambik nun sechs Millionen Touristen im Jahr 2020 an. Noch zieht der große Strom der Reisenden – ein Drittel der Gäste sind Süfdafrikaner – an der Ilha de Moçambique vorbei.

Zu Kolonialzeiten dagegen war die Insel für den Handel unerlässlich. Von hier aus wurden Tausende von Sklaven verkauft und grausam verschifft. Von hier wurden Waren nach Sansibar, Goa und Macau verladen und die Handelskarawanen aus dem Inneren des Kontinents gelöscht. An wenigen Orten Afrikas ist die Kolonialgeschichte Afrikas – und Mosambiks im Speziellen – auf so pittoreske und eindrückliche Weise sichtbar wie hier. So schön die verfallenden Paläste und renovierten Kapitänshäuser sind, die Geschichte, die sie erzählen, ist es nicht. Es sind die Bauten der Portugiesen, deren faschistisches Regime das gesamte Land bis 1975 bluten ließ. Es sind die Einschusslöcher und das Elend des mosambikanischen Bürgerkrieges, der von 1977 bis 1992 herrschte und bei dem das damals noch rassistisch regierte Südafrika wenig ruhmreich mitwirkte. Fast alle Kraft des Landes und seiner Bevölkerung wurden in diesen Jahren aufgezehrt.

Die Insel ist arm. Es fehlt an vielem, es gibt keine vernünftige Infrastruktur. Jeden Abend finden sich die meisten der auf der Insel anwesenden Touristen in einem kleinen Restaurant am Wasser ein. Im Reliqiuas ist der Fisch frisch, die ohnehin wunderbare mosambikanische Küche, eine Mischung aus afrikanischen, indischen und portugiesischen Einflüssen, schmeckt vertraut und doch überraschend. Die Spezialität heißt Matapa : ein Gericht aus würzig gekochten Kassavablättern mit Erdnüssen auf Kokosreis. Abgesehen von diesen Abendessen tut sich nicht viel auf der kleinen Insel, aber gerade dieser Trott ist es, der den Zauber ausmacht.

Die Ilha de Moçambique schlummert noch. Sie mag an manchen Stellen heruntergekommen wirken, aber man darf sich davon nicht täuschen lassen: Dies ist eine der besten Zeiten, die das Land und somit auch die Insel seit vielen Jahrhunderten gesehen hat. Es kann immer nur besser werden. Für Reisende wird hier es vielleicht nie schöner sein als jetzt.

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